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EUGABE

Erfahrungsorientierte Übergänge zwischen gegenständlichen und abstrakten Modellen für die berufliche Qualifikation

 
  
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English (short version)

Didaktischer/Arbeitswissenschaftlicher Hintergrund:

Erfahrungsorientierung: Phänomene erfahren

Wer das Pfeifen entweichender Druckluft, ihre Kraft beim Bewegen eines Kolbens und das Verheddern der Schläuche mit den Händen spürt, ist mit allen Sinnen bei der Sache. Eine wirklich funktionierende Schaltung manuell aufzubauen, führt zu eindringlichen Lernerlebnissen.

Ganzheitliche sinnliche Erfahrungen mit anfaßbaren real-stofflichen Wirklichkeiten sind fundamental für die menschliche Bildung. Arbeitspsychologische Untersuchungen verweisen auf die grundlegende "Rolle der sinnlichen Erfahrung und eines gefühlsmäßig geleiteten Handelns im Arbeitsprozeß". Böhle/Milkau setzen ihr Konzept des subjektivierenden Arbeitshandelns gegen die Vorstellung, die zunehmende Rationalisierung und Automatisierung des Produktionsprozesses erfordere beim Facharbeiter im Wesentlichen ein objektivierbares, kognitives technisches Wissen. Auch moderne computergesteuerte Maschinen verlangen von Facharbeitern über intellektuell-analytische Fähigkeiten hinaus ein Gefühl für das Material, einen "sechsten Sinn" für das Funktionieren von Produktionsanlagen, eine offene und breite Wahrnehmung und plastisches Vorstellungsvermögen. Erfahrungs- und Prozeßwissen kann nur im Umgang mit Materialien, Werkzeugen und technischen Systemen erworben werden. Die Berufsschule sollte die Fähigkeit, Erfahrungen zu machen, fördern; sie sollte Gelegenheiten zum Ausprobieren und Austesten der Eigenschaften und Grenzen von Materialien und Arbeitsgegenständen bieten.

 

Kabelsalat.gif (41824 Byte)

"Kabelsalat"

Doch auch wenn dies für die spätere Arbeitswirklichkeit kein direkt einsetzbares Wissen ist, kann das Erfahren der Phänomene zu einem besseren Verständnis des Gegenstands führen. Beispielsweise sollten sich technische ZeichnerInnen unter den abstrakten Schaltplänen, die sie zeichnen, auch etwas vorstellen können.

Das zeitliche Verhalten der Pneumatikelemente läßt sich auf dem Papier nicht erfahren; auch die Simulation ist dazu nicht geeignet. Dreht man an den in der Schaltung verwendeten Drosselventilen und verändert so den Durchfluß, ändert sich sofort das Verhalten der Elemente -- Kolben fahren langsamer ein, schneller aus, die wirkenden Kräfte verändern sich. Ohne die Erfahrung mit den realen Elementen entsteht bei den Lernenden kein Gespür für diese Feinheiten.

Zur abstrakten Welt übersetzen

Große komplizierte Schaltungen lassen sich nicht mehr nur durch Probieren zusammenbasteln. Hier ist ein geplantes, logisch durchdachtes Schaltplandesign nötig. Aber auch dabei sollten SchülerInnen probieren und basteln können. Simulationsprogramme ermöglichen das eher als das Planen auf dem Papier. Eine auch technische Kopplung mit den realen Artefakten potenziert die Möglichkeiten.

Simulationsprogramme können unsichtbare Vorgänge veranschaulichen, indem sie den Ablauf verlangsamen oder das Geschehen im Inneren von Elementen zeigen. Sie können kontextsensitive Hilfe- und Nachschlagesysteme enthalten. Schaltungen können archiviert und ausgedruckt werden.

Übergänge

Wir gehen von der These aus, daß der Grad der Stofflichkeit und Konkretheit von Modellelementen einen Einfluß auf das Verständnis der Modellierenden, auf die Kommunikation unter ihnen und auf die Überprüfung der Modellqualität hat. Verständnis, Verständigung und Reflexion sind wichtige Dimensionen der Technikgestaltung. In verschiedenen Simulationsprojekten wurde festgestellt, daß der Bezug zwischen rechnerinternen, abstrakten, nichtstofflichen Zusammenhängen und der konkreten Realität nicht ausreichend transparent und überprüfbar war. Ziel dieses Projektes ist die Entwicklung von Modellübergängen, die eine schrittweise, leichter verifizierbare und validierbare Modellierung unterstützen und zugleich den Modellierungsvorgang kommunikativer machen, weil in der realen Handlungsrunde und nicht vor dem Rechner stattfindend.

Handlungsorientierter Unterricht

Unser System soll handlungsorientierten Unterricht unterstützen. Unser Ziel ist nicht ein individualisertes Computer-Based-Training, sondern ein weiteres Medium für den handlungsorientierten Unterricht. Die Lernumgebung gibt nicht vor, wie sie genau eingesetzt wird; die Gestaltung des konkreten Unterrichts verbleibt bei Lehrern und Schülern.

"Handlungsorientierung" hat verschiedene Dimensionen. Das Arbeiten mit oder Erstellen von Artefakten (Arbeitsergebnissen)  ist ein Merkmal. Es beinhaltet ein experimentelles und entdeckendes Lernen, das wir mit unserem System auf doppelte Weise unterstützen: Zum einen durch die Möglichkeit des Probierens am stofflichen Modell, zum anderen indem Übergänge zwischen praktischen und theoretisch abstrakten Lernphasen fließend möglich sind. Weiterhin fördert es Lernen in Gruppen und Kommunikatives Lernen, ebenfalls Merkmale Handlungsorientierten Unterrichts.

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For further information contact: Eva Hornecker or Bernd Robben